How to make

How to make ... So mache ich ein gerichtsfestes Familienpsychologisches Gutachten

Es ist nicht schwer, mit seinem Gutachten Richter, Jugendamt und Verfahrensbeistand zu begeistern.
Die Anforderungen sind denkbar gering.

Wenn Sie sich an die nachfolgenden Regeln halten werden Sie immer wieder bestellt werden und eine verlässliche, exzellente Einnahmequelle haben.

1.
Fragen Sie gleich am Anfang bei Gericht nach, welcher Elternteil diskreditiert werden soll. Wenn Sie keine eindeutige Antwort erhalten kriminalisieren Sie den Vater. Das ist im Zweifel immer richtig und erspart lästige Nachfragen.

2.
Erzeugen Sie Spannung durch Weglassen ! Wenn ein Kind berichtet : „Der Papa trinkt mit mir Mittags Malzbier, abends schauen wir auf KIKA „Du bist kein Werwolf“ mit Ralf Caspers an“ ist das eher fad.
Schreiben Sie besser : „Bereits Mittags muss das Kind mit dem Vater Bier trinken. Abends zwingt der Vater das Kind,
mit ihm Horrorsendungen anzusehen.“

3.
Stellen Sie neue wissenschaftliche Erkenntnisse in den Raum. Beispiel :
„Die Mutter war dem Kind Sarah sehr nahe, küsste es auf Stirn und Wange und streichelte Sarah am Kopf. Sie nahm dabei vorsätzlich in Kauf, dass das Kind mit dem bei der Mutter bekannten Diabetes mellitus infiziert wird ! Ihr eigenes Bedürfnis nach Zärtlichkeit stellte sie über die Infektionsgefahr für das Kind ! Das Verhalten der Mutter ist eindeutig kindeswohlgefährdend.“

Variieren Sie die Krankheiten nach Bedarf. Geeignet sind auch Rheuma, Darmkrebs, Brustkrebs, Hepatitis sowie Knick-, Spreiz- und Plattfüße.

4.
Streuen Sie mindestens alle 3 Seiten den Satz „aus sachverständiger Sicht“ ein. Das bezeichnet Ihre uneingeschränkte Kompetenz und weist darauf hin, dass Abweichungen vom Denken anderer Menschen nur durch deren, niemals aber durch Ihre Unfähigkeit begründet sein könnten.

5.
Interpretieren Sie nicht engstirnig. Seien Sie kreativ !

Beispiel : Ein Vater gibt an, dass er sich für Fußball interessiere und Forrest Gump mit dem Sohn angeschaut habe. Auch der Sohn spiele gerne Fußball. Folglich interpretieren Sie etwa so : „Vorbild des Vaters ist Forrest Gump, der bekanntermaßen vor jeder Verantwortung wegläuft. Auch der Kindesvater signalisiert damit, dass er vor der Übernahme elterlicher Verantwortung   wegläuft. Dass Vater und Sohn Fußball spielen beweist ein rivalisierendes Verhältnis. Sie messen sich im Fußball, jeder möchte besser sein. Im Streit um einen einzigen Ball können sie sich nicht einigen. Der Vater ist zu geizig, dem Jungen einen eigenen Ball zu kaufen, kann seine Bedürfnisse nicht wahrnehmen.“

6.
Erstellen Sie ein eindrucksvolles Literaturverzeichnis. Suchen Sie online beispielsweise bei amazon mit den Begriffen „Psychologie“ oder „Familienrecht“ und „Familienpsychologie“ und schreiben Sie die Treffer ab.
Schreiben Sie immer das Buch „Salzgeber, Familienpsychologische Gutachten“ dazu, da dies der einzige Psychologe ist, den Deutsche Juristen kennen.

Zudem signalisieren Sie damit, dass Sie die GWG als Vierte Säule im Staat anerkannt haben.

Nehmen Sie keine englischsprachigen oder sehr differenzierten Titel auf, das verwirrt alle Beteiligten unnötig.

7.
Weisen Sie Kritik scharf zurück.
Ein energischer Satz wie „Wer ist denn hier der Sachverständige ? Sie oder ich ?“ hat genug inhaltliche Tiefe.
Bisher hat dies noch jeden Richter und jedes Jugendamt überzeugt.

8.
Denken Sie nicht altruistisch. Füllen Sie die Seiten. Das bringt Geld und wirkt bei geeignetem Publikum wie besonders intensive Arbeit. Walzen Sie jeden Vorwurf eines Elternteils gegen den anderen maximal aus, sehen Sie aber von inhaltlicher Recherche  ab.
Nennen Sie dies im Vorwort „Systemisch-lösungsorientiertes Vorgehen“ oder „Entwicklungsorientiertes Vorgehen“.

Zeichnen Sie immer schwarz-weiss, sonst leidet die Verständlichkeit. Stellen Sie sich auf eine Seite und wiederholen Sie jeden Vorwurf eines Elternteils gegen den anderen akribisch.

9.
Kriminalisieren Sie mindestens einen Elternteil, ggf. auch mehr oder weniger subtil.
Wissenschaft ist extrem trocken, anstrengend, ermüdend, langweilig. Krimis hingegen sind spannend.
Das sehen auch Richter und Jugendamt nicht anders.

10.
Halten Sie die Gespräche mit Eltern und Kindern kurz. Sie sind der Gutachter und wissen besser, was gut für ein Kind ist und was die Eltern alles falsch machen. Denken Sie auch daran, dass Wahrheit und Fairnes sowie wissenschaftliche Seriosität und Differenzierung sehr altmodische Werte sind. Stylish geht anders.

11.
Sorgen Sie für Spannung !
Überraschen Sie die Begutachteten mit unerwarteten Erkenntnissen, etwa indem Sie nachträglich die Aufgabenstellung ändern ! Beispiel :

Legen Sie jeweils 4 Dreiecke, 4 Quadrate, 4 Kreise und 4 Rechtecke in verschiedenen Farben verstreut auf den Boden. Bitten Sie Vater / Mutter und Kind, diese nach der Form am Boden zu sortieren. Wenn dies erfolgreich geschehen ist schreiben Sie folgende Auswertung :
„Vater / Mutter und Kind waren nicht in der Lage, die auf dem Boden ausgebreiteten Figuren nach der Farbe anzuordnen. Auch bevorzugten Sie den Boden statt eines Tisches. Dies belegt erhebliche Defizite des Vaters / der Mutter in der Erziehungsfähigkeit.“

Alternativ können Sie auch eine schriftliche Rechenaufgabe stellen.
Selbstverständlich bewerten Sie anschließend nicht die korrekte Berechnung, sondern das Schriftbild ! Finden Sie weitere Varianten der nachträglichen Aufgabenänderung, sie haben unendliche Möglichkeiten.

12.
Legen Sie die Aufgaben immer erst im Nachhinein fest.
Nur so haben Sie als Sachverständiger alle Möglichkeiten der Interpretation.

13.
Nutzen Sie die Kunst des Weglassens ! Damit können Sie die Begutachteten positiv oder negativ darstellen ohne direkt die Unwahrheit zu schreiben ! Beispiel: Elternteil A sagt einen Termin mit Ihnen wegen Krankheit 2 Tage vorher ab. Sie mögen A aber gar nicht.

Also schreiben Sie: „Der Termin mit der Sachverständigen wurde von A nicht wahrgenommen“ Daran ist nichts gelogen, aber A erscheint in schlechtem Licht.

Oder: Elternteil A und B haben jeweils hohe Schulden. Auch das hat einen negativen Beigeschmack. Daß B Schulden wegen Drogenkonsums, A wegen eines Hausbaus hat brauchen Sie ja nicht erwähnen, wenn Ihnen A unsympathisch und B angenehmer ist.

Wahrheit ist stets relativ. Und Vergessen ist keine Straftat. Nutzen Sie die Flexibilität, die das Gericht Ihnen bietet.

Seien Sie kreativ. Das Gericht lässt Ihnen alle Freiheiten.

Wenn Sie diese 13 goldenen Regeln beachten steht Ihnen eine glänzende Karriere als „Familienpsychologischer Gutachter“ bevor !

 

Home   Inhaltsverzeichnis   Auf einen Blick   Vorwort   Rechtsstaat ?   Gutachten   Familiengericht   Jugendamt   Lösungen   Wechselmodell   Studie Gustav   Mithilfe   Politik u. Petitionen   Offene Briefe   Satire   Literatur u. Anhang   Impressum