Eine ganz andere Welt

Nur 40 km südlich von Rosenheim und kaum 100 km von München entfernt liegt die Stadt Kufstein in Tirol, Österreich.

Wenn auch die räumliche Entfernung sehr klein ist : 
In Hinsicht auf die Familiengerichtsbarkeit finde sich hier eine ganz andere Welt.

Der Gerichtssaal des Familiengericht Kufstein ist modern, elegant und schön.
Auch die Bibliothek wird als Gerichtssaal genutzt, soweit erforderlich. Auch hier ein angenehmes Ambiente.
Keiner der Anwesenden wird abfällig behandelt.

Familiengerichtliche Verfahren sind in Österreich öffentlich.
Sicherlich kann man dies kontrovers diskutieren, aber einige Vorteile scheint es doch zu haben :
Wohl nur wenige Richter möchten öffentlich mit Desinteresse, mangelnder Terminsvorbereitung, Parteilichkeit oder oder desolater Verfahrensführung auffallen. Gleiches gilt für das Jugendamt.

Der Deckmantel des “Eine Hand wäscht die Andere” wird wenigstens ein Stück durchsichtiger.

Richterin Dr. Wibmer-Stern strahlt Ruhe aus. Und sie nahm sich Zeit.
Es gab hier keine Abfertigung im Minutentakt. Der erste Termin dauerte knapp 4 Stunden,
ein weiterer knapp 3 Stunden.

Diese Richterin hörte jedem der streitenden Eltern sehr genau zu. Sie fragte viel nach.
Sie wiederholte mit eigenen Worten, fragte, ob Sie richtig verstanden habe und protokollierte akkurat.
Immer wieder kam Sie auf das betroffene Kind zu sprechen, versuchte Vorschläge einer Einigung.

All dies ist  natürlich noch keine Garantie für eine weise und gerechte Entscheidung.
Aber: Es ist die Grundvoraussetzung für ordentliche Arbeit.

Wenn Eltern wenigstens den Eindruck hätten, dass die Justiz sich ihres Streites annimmt, dass ein Richter zuhört, dass ein Richter sich wenigstens um Kenntnis der Beteiligten und Wahrheitsfindung bemüht, dann wäre dies ein gewaltiger Schritt hin zu einem Rechtsstaat, der mehr als eine hohle Hülle ist.